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Gedenken an NS-Opfer: Sechs weitere Stolpersteine in Magdeburg

Zur Erinnerung an NS-Opfer sind am 8. August 6 neue Stolpersteine verlegt. Mit der 41. Verlegung im Stadtgebiet wurde an Ruchla Laja Sieradzki geb. Korpel, ihre Tochter Senta sowie an den jüdischen Religionslehrer Rudolf Rosenberg seine Frau Gerta und die Kinder John und Harry erinnert. Ein Zeitzeugengespräch folgte im Anschluss in der Neuen Synagoge.

Stolpersteinverlegung Ruchla Laja Sieradzki und Tochter Senta

Die erste Stolpersteinverlegung zum Gedenken an Ruchla Laja Sieradzki und ihre Tochter Senta begann um 14:15 Uhr auf dem Heumarkt an der Einmündung zur Cracauer Straße. Die ehemalige Markthändlerin Ruchla Sieradzki, deren Tochter Senta 1924 in Magdeburg geboren wurde, wurde ab 1939 mehrfach verhaftet. Sie wurde am 11. Juni 1942 deportiert und vermutlich in Auschwitz ermordet. Ihre Tochter Senta Sieradzki vertraute sie 1939 einem Kindertransport nach England an, von wo sie es 1945 nach São Paulo (Brasilien) schaffte und überlebte. Dort heiratete sie Isaac Sendacz und bekam 4 Kinder: Gerson, Nelson, Moshé und Beverly. Sie starb am 26. Mai 2021.

Stolpersteinverlegung Rudolf Rosenberg, seine Frau Gerta und Kinder

Gegen 15:00 Uhr wurden am Synagogenmahnmal in der Julius-Bremer-Straße die Stolpersteine für den jüdischen Religionslehrer Rudolf Rosenberg, seine Frau Gerta und die Kinder Hans Meinhard (John) und Horst Michael (Harry) verlegt. Die Familie wohnte ab 1933 im jüdischen Gemeindehaus neben der Synagoge in Magdeburg. Der Vater Rudolf Rosenberg wurde 1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt. Nach seiner Entlassung 1939 floh die Familie gemeinsam über die Niederlande in die USA. Rudolf Rosenberg starb 1988, seine Frau Gerta 2011. Die in Magdeburg geborenen Söhne Hans Meinhard (John) Rosenberg (geboren 1931) und Horst Michael (Harry) Rosenberg (geboren 1936) studierten und wurden Rechtsanwalt bzw. Demograph in den USA.

Zeitzeugengespräch mit John Rosenberg in der Neuen Synagoge

Zu der Stolpersteinverlegung für die Familie Rosenberg reisten 7 Angehörige aus den USA an. Einer von ihnen ist John Rosenberg, der sich noch gut an die Zerstörung der Synagoge 1938 und die Flucht danach erinnern kann. Als einer der letzten jüdischen Zeitzeugen berichtete er am 8. August um 17 Uhr im Kiddusch-Saal der Neuen Synagoge von der Zerstörung und stand für Fragen zur Verfügung.

Bürgermeisterin empfängt Rosenbergs im Alten Rathaus

Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz hat die Angehörigen der Familie Rosenberg und deren Gäste aus den USA am 9. August 2024 im Alten Rathaus für die Eintragung in das Gästebuch der Landeshauptstadt Magdeburg empfangen.

Zeitzeuge der Vernichtung der Magdeburger Synagoge trägt sich ins Gästebuch ein
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© Landeshauptstadt Magdeburg, Sharline Dünow
Familienangehörige jüdischer Magdeburger Opfer des NS-Regimes im Rathaus
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© Landeshauptstadt Magdeburg, Sharline Dünow
Waltraud Zachhuber übergibt das Gedenkbuch der Magdeburger Stolpersteine
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© Landeshauptstadt Magdeburg, Sharline Dünow
Familienangehörige jüdischer Magdeburger Opfer des NS-Regimes
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© Landeshauptstadt Magdeburg, Sharline Dünow

Stolpersteine in Magdeburg

Die Gedenksteine haben eine Messingoberfläche, auf der die Namen und biografischen Daten der Opfer, der Zeitpunkt der Deportation und der Deportationsort eingraviert sind. Seit 1997 setzt der Kölner Künstler Gunter Demnig diese zehn mal zehn Zentimeter großen Betonquader mit eingelassener Messingplatte in den Boden vor ehemaligen Wohnhäusern und Wirkungsstätten von Opfern des Nationalsozialismus. Finanziert werden die Erinnerungsmale ausschließlich durch Spenden.

Die Landeshauptstadt und die Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“ danken allen Spendenden, die mit ihrer finanziellen Unterstützung zur Verlegung der besonderen Gedenksteine beitragen. Insgesamt konnten bereits über 700 Stolpersteine im Magdeburger Stadtgebiet verlegt werden. Jeder Spender wird kontaktiert und zu den Verlegungen eingeladen.

Weitere Spenden willkommen und notwendig

Weitere Unterstützung bei der Finanzierung dieser Gedenksteine ist jederzeit willkommen. Wer spenden möchte, kann dafür unter folgender Bankverbindung spenden:

Landeshauptstadt Magdeburg
Sparkasse MagdeBurg
IBAN DE02 8105 3272 0014 0001 01
Verwendungszweck: 37994311/Stolpersteine

Wer darüber hinaus zusätzlich seine Adresse im Verwendungszweck vermerkt, erhält anschließend eine Spendenbescheinigung.

Städtische Arbeitsgruppe "Stolpersteine gegen das Vergessen"

Kulturbüro Magdeburg

Julius-Bremer-Straße 10
c/o Kulturbüro
D-39104 Magdeburg

01.08.2024