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Gedenkstätte Sinti und Roma

Wolfgang Roßdeutscher

Entstehungsjahr: 1998

Material: Marmor, Beton, Stahl

Standort: Hegelstraße, Fürstenwall

„Auf Grund des Erlasses des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin vom 29. 1. 43 wurden heute sämtliche Zigeuner in Magdeburg festgenommen und in ein Arbeitslager auf unbestimmte Zeit eingewiesen. Nach Räumung der am Holzweg gelegenen Baracken durch die Geheime Staatspolizei -Staatspolizeileitstelle- Magdeburg, stehen die Baracken der Stadt Magdeburg wieder zu Verfügung.“

Diese beiden Sätze eines Schreibens, das am 1. März 1943 von der Staatlichen Kriminalpolizeistelle Magdeburg an den Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg ging, markierten das Ende einer über 500jährigen Geschichte von Sinti und Roma in Magdeburg. 251 Frauen und Mädchen sowie 219 Männer und Jungen aus Magdeburg trafen am 6. März 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau ein, wo über 20.000 Sinti und Roma ums Leben kamen oder ermordet wurden.

Die Installierung von Denkmälern und die Einrichtung von Gedenkstätten für die Opfer des Holocaust in Deutschland wird seit Beginn von einem kritischen Diskurs begleitet, in dem die Frage, ob angesichts der Dimension des Verbrechens überhaupt ein angemessener künstlerischer Beitrag möglich sei, nie verstummt ist. Die Diskrepanz zwischen dem übermächtigen Anspruch des Themas und dem eigenen Vermögen ist auch Wolfgang Roßdeutscher bewusst gewesen. Die zurückhaltende Beschränkung auf eine tradierte, abstrakte Symbolik - zersprungener Boden, zerbrochener Pfeiler - deuten das an. Die vegetabilen Formen der Bruch-Enden, die der Bildhauer als Hoffnungszeichen für die Überlebenden verstanden wissen will, erklärt sich als Bild nur theoretisch, wenn man bedenkt, dass der Pfeiler architekturhistorisch über die Säule mit dem Baumstamm bzw. dem lebenden Baum verbunden ist. Als Bild bleibt es eine Hoffnung gegen die eigene Wirklichkeit, mag uns die Realität, in der wir heute leben, hoffentlich das Gegenteil belegen. Auch scheint der ja mit Bedacht gewählte, repräsentative Ort - geprägt von der Erinnerungskultur der Mächtigen - jenem gleichsam entgegengesetzten Erinnern ein besonders schwieriges Terrain. (N. Eisold)